Das Verhalten von Landschildkröten, Kot (Koprophagie) oder manchmal auch Aas zu fressen, mag zunächst ungewöhnlich erscheinen, hat jedoch biologische und ökologische Hintergründe, die mit ihrem Überleben und der Nährstoffaufnahme zusammenhängen. Europäische Landschildkröten sind herbivore Nahrungsopportunisten.
1. Nährstoffaufnahme: Kot enthält unverdaute Pflanzenreste, die noch Nährstoffe enthalten können. Insbesondere bei pflanzenfressenden Tieren kann der Kot anderer Tiere oder der eigene noch Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien enthalten, die eine Schildkröte nutzen kann, um ihren Nährstoffbedarf zu decken.
2. Förderung der Verdauung: Durch den Verzehr von Kot können Landschildkröten ihre eigene Darmflora anreichern. Der Kot anderer Tiere enthält Mikroorganismen, die nützliche Bakterien enthalten können, um die Verdauung zu unterstützen und die Darmflora gesund zu halten.
3. Angewohnheit und Gelegenheit: In ihrem natürlichen Lebensraum sind Schildkröten Nahrungsopportunisten, die sich an das verfügbare Nahrungsangebot anpassen. Aas und Kot sind manchmal leicht zugängliche Nährstoffquellen, insbesondere in kargen Zeiten, wenn pflanzliche Nahrung knapp ist.
4. Erkundungsverhalten: Noch junge oder unerfahrene Schildkröten können verschiedene Substanzen erkunden und aufnehmen, um zu lernen, was in ihrer Umgebung essbar ist und was nicht.
Während dieses Verhalten in der Natur ein Vorteil sein kann, sollten Halter von Landschildkröten in menschlicher Obhut darauf achten, dass die Tiere eine ausgewogene und artgerechte Ernährung erhalten und nicht auf Kot oder Aas angewiesen sind. Zudem kann der Verzehr von Kot oder Aas auch die Gefahr einer Infektion mit Parasiten oder Krankheitskeimen erhöhen. Daher ist eine gute Hygiene und regelmäßige Gesundheitskontrolle wichtig, um das Wohlbefinden der Tiere sicherzustellen.