Ende Oktober
Langsam und artgerecht in Richtung Kältestarre
Alle in der Haltungsberatung Aktiven werden derzeit häufig gefragt, wann die Schildkröten denn nun in die Kältestarre gehen. Die Antwort ist: Nicht vor Ende November, in der Regel ist Nikolaus ein Datum, das man sich für die Einwinterung einprägen kann. Im Habitat sind die Tiere noch aktiv. Damit unsere Tiere keinesfalls zu lange bei unzureichenden Temperaturen „Herumdümpeln“, was sehr schädlich für Leber und Nieren wäre, halten wir die Temperaturen und Besonnungsdauer nicht nur den Bedingungen im Habitat angepasst, wir legen sogar noch ein paar Grad und Stunden drauf, um die in unseren Breiten mangelnde Strahlungs- und Lichtintensität zu kompensieren.
Hier gibt es allgemeine Infos zum Thema Kältestarre, auch Winterstarre genannt:
Futter wird weiterhin angeboten, und frisches Badewasser. Die Tiere sollten in artgerechter Haltung selbst entscheiden können, ob sie baden möchten. Dieses Vorgehen erfordert allerdings zwingend eine artgerechte Warmhaltung im beheizten Frühbeet oder Gewächshaus.
Beim Studium der Klimatabellen der Habitate ist ersichtlich, dass es ab Ende Oktober in weiten Teilen des Habitats der Europäischen Landschildkröten eine deutliche Temperaturabsenkung und Abnahme der Sonnenstunden gibt. Dies ist dort das Signal für die freilebenden Tiere, sich auf die Kältestarre vorzubereiten. Diesen Parametern im Habitat folgend, werden wir über 6 Wochen gemeinsam die Temperaturabsenkung vornehmen. Wichtig ist, dass bis zuletzt minestens 5 Stunden am Tag ein warmer, heller Sonnenplatz angeboten wird. Dies ermöglicht den Landschildkröten, ihren Stoffwechsel bei Bedarf noch in Gang zu bringen, um Futter zu verstoffwechseln und bei Bedarf Kot und Urat absetzen zu können. Die Sonnenlampe wird erst ausgestellt nach der Vorbereitung, wenn alle Tiere mehrere Tage lang abgetaucht sind, keinesfalls während der Temperaturabsenkung.
Die Anleitung zur Temperaturabsenkung findet man hier:
Während der Temperaturabsenkung bereiten wir zeitgleich unseren Kühlschrank vor, wenn wir die kontrollierte Kühlschrank-Überwinterung praktizieren.
Die schrittweise Temperaturabsenkung ist für alle Überwinterungsarten gleich. Am Ende der Temperaturabsenkung werden die Temperaturen im Frühbeet auf 5-6 Grad abgesichert. Die Tiere sollten dann mindestens 1, besser 2 Wochen unterhalb von 8 Grad fest dort starren, bevor wir sie einwintern. Tiere, die im Kühlschrank überwintern, werden nach den 2 Wochen in ihre vorbereiteten Boxen im fertig eingefahrenen und abgesicherten Kühlschrank überführt. Idealerweise bekommen die Schildkröten nicht mit, dass sie umgesetzt wurden. Für eine sichere Überwinterung benötigt man einen Vollraumkühlschrank oder eine gegen Frost und Fressfeinde gesicherte Grube.
Mitte Oktober
Eine Kältestarre findet erst bei Temperaturen dauerhaft unter 8 Grad statt, für Europäische Landschildkröten im Temperaturbereich von idealerweise 4 bis 7 Grad. Wichtig sind dabei die Temperaturen des Erdreichs, auf dem sich die Schildkröten befinden. Wenn die Tiere derzeit abtauchen, ruhen sie nur, und starren noch nicht. Ein Einwintern erfolgt erst, wenn die Tiere 1-2 Wochen dauerhaft unterhalb von 8 Grad gestarrt haben. Das ist in der Regel erst Ende November/ Anfang Dezember der Fall. Gut geeignet ist meist die Zeit rund um Nikolaus.
Alle, die noch keinen Kühlschrank haben, aber im Kühlschrank überwintern wollen, sollten nun einen besorgen.
Die Temperaturen werden erst gegen Ende Oktober abgesenkt.
Anfang Oktober
Im Habitat sind die Europäischen Landschildkröten noch aktiv, und das sollten sie bei uns auch sein. Wir helfen nach, indem wir in unseren Frühbeeten und Gewächshäusern einen mediterranen Herbst mithilfe von Licht und Wärme simulieren. Dafür benötigen wir eine Heizung für die Grundtemperatur und einen warmen hellen Sonnenplatz mit 38 Grad auf Panzerhöhe. Hilfreich sind UV-Leuchtmittel und LED-Strips. Die Strahlungsintensität ist auch im Herbst noch viel höher im Habitat, das können wir auch mit der besten Technik nur annähernd simulieren. An warmen Tagen können unsere Schildkröten draußen im Freigehege noch natürliche Sonne tanken, dazu sollte man hohe Sträucher zurück schneiden und Sonnenplätze frei machen. In der modernen artgerechten Haltung orientieren wir uns an Klimatabellen und Wetterdaten des Habitats. Der helle, warme Sonnenplatz sollte sich am Sonnenaufgang und -Untergang im Habitat orientieren. Wer die genaue Herkunft seiner Tiere kennt, kann sich besonders gut informieren.
Die Vorbereitung auf die Kältestarre beginnt bei den Schildkröten im Ursprungsgebiet erst, wenn die Sonnenstunden unter 150 im Monat sinken und die Nachttemperaturen dauerhaft unter 15 Grad gehen. Dieser Temperatursturz erfolgt je nach Habitat ab Ende Oktober / Mitte November.
Ende Oktober sinken die Sonnenstunden und Temperaturen im Habitat der Griechischen Landschildkröten deutlich ab, und dann beginnen wir auch, die Temperaturen unserer Griechischen Landschildkröten über 4 Wochen abzusenken. Bei Testudo graeca ibera können wir noch etwas abwarten und erst später mit der Absenkung starten. Wer seine Tiere abends nicht gut wiederfinden kann, um sie im Frühbeet vor Fressfeinden zu sichern, sollte nun das Außen-Gehege deutlich verkleinern. Den „geöffneten Bereich“ kann man teilweise durch Kalkschotter und Steinplatten gegen Eingraben absichern, damit man die Tiere sicher wiederfinden kann.
Anfang September
Wann gehen die Schildkröten denn nun in die Starre?
Eingewintert wird ungefähr um Nikolaus herum. Wir senken die Temperaturen in den Frühbeeten nicht vor Ende Oktober ab, denn erst dann geht es im Habitat nach dem alljährlichen Temperaturabfall langsam in Richtung Kältestarre. Wir halten derzeit die Temperaturen für Griechische Landschildkröten auf 20 Grad nachts und 25 tagsüber und für Mauren gerne 2 -3 Grad höher. Warum? Schaut einmal auf die aktuellen Wetterdaten des Habitats.
Es wäre völlig kontraproduktiv, jetzt die Nachttemperaturen zu stark abzusenken, da Nachttemperaturen um 15 Grad im Habitat erst Ende Oktober einsetzen, und den Tieren signalisieren, dass demnächst die Kältestarre bevorsteht. Wir wollen unsere Tiere jedoch möglichst lange – den Parametern im Habitat entsprechend – wachhalten, sodass sie nicht zu früh und zu lange „ruhen“. Starre ist erst ab Temperaturen unter 8 Grad möglich.
Wichtig ist jetzt, bei den zunehmend kalten Nächten, Technik im Frühbeet zu installieren, das heißt: Heizung und Sonnenplatz. Die Temperatur unter dem Sonnenplatz sollte auf Panzerhöhe des größten Tieres 38 Grad betragen. Die thermostatgesteuerte Heizung (idealerweise ein Heizlüfter) sollte für eine angenehme Grundtemperatur im Frühbeet sorgen. Der Sonnenplatz kann derzeit noch von 7-20 Uhr angeboten werden, entsprechend dem Sonnenauf- und Untergang auf Korfu/ Griechenland.
Wichtig ist aktuell, dass eine Kotprobe auf Darmparasiten untersucht wurde. Falls das noch nicht geschehen ist, sollte man es nun möglichst schnell nachholen, da dies eine Grundvoraussetzung für die Starre ist. Ebenso sollten die Tiere im September zum Vor-Starre-Checkup beim Reptilientierarzt vorgestellt werden, um sicherzugehen, dass sie in die Starre gehen dürfen. Wer noch keinen Kühlschrank für die Kontrollierte Kühlschranküberwinterung hat, sollte jetzt einen besorgen. Wer noch keine vor Frost und Fressfeinden gesicherte Grube hat, sollte jetzt eine bauen, wenn man eine Grubenstarre durchführen möchte. Wer noch keine Technik hat, sollte jetzt schnellstmöglich nachrüsten, denn es wird besonders nachts schon empfindlich kalt.