Schildanomalien bei Schildkröten, also ungewöhnliche Merkmale auf ihren Panzern, sind relativ häufig. Sie treten bei verschiedenen Arten in unterschiedlichen Häufigkeiten auf.
In freier Wildbahn haben vergleichsweise wenige Griechische Landschildkröte solche Anomalien, während bei Maurischen Landschildkröten Studien zufolge die prozentuelle Rate mehrfach so hoch ist. Bei Schildkröten, die in Gefangenschaft gezüchtet werden, ist die Häufigkeit von Anomalien im Vergleich zur Natur um ein Vielfaches höher, angeblich sind bis zu 1/3 der Tiere bei Griechischen Landschildkröten davon betroffen. Es gibt viele Theorien darüber, was diese Anomalien verursachen könnte. Diskutiert werden unter Anderem genetische Ursachen, zufällige Mutationen, Umweltfaktoren während der Inkubation wie Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, und Erschütterungen oder mechanische Einflüsse auf die Eier. Auch äußere Einflüsse wie Schadstoffe oder Bakterien, die durch die Eierschale eindringen, könnten eine Rolle spielen.
Ein Fakt ist, dass die Bruttemperatur ein wichtiger Faktor ist. Hohe Temperaturen scheinen das Risiko für Anomalien zu erhöhen, vermutlich weil sie das Wachstum von Bakterien begünstigen können, die schädliche Stoffe produzieren. Dennoch können auch bei niedrigeren Temperaturen Anomalien auftreten, was darauf hindeutet, dass mehrere Faktoren das Risiko beeinflussen. In den letzten Jahren sind im deutschsprachigen Raum auch „Naturbruten“ mit Anomalien aufgetaucht.
In der Regel sind bei Panzeranomalien keine gesundheitlichen Nachteile zu befürchten, es handelt sich vielmehr um besondere Kennzeichen, die das Tier unverwechselbar machen.
Gelegentlich kann es jedoch, vor allem in Verbindung mit haltungsbedingten Deformationen des Rückenpanzers, wie beispielsweise Höckerbildung, dazu führen, dass die Tiere sich nach einem Umkippen auf den Rücken nicht mehr selbständig aufrichten können, weil der Panzer nicht die nötige Rundung aufweist. Solche Tiere sollte man gut im Auge behalten und im Gehege viele griffige Versteckpflanzen und Steine anbieten, damit sich die Schildkröte notfalls wieder aufrichten kann. Rechte Winkel sollte man in der Einfriedung vermeiden, da sie zum Klettern einladen. Liegen Schildkröten auf dem Rücken, können sie ersticken, weil die Lunge sich oben im Panzer befindet, und dann das gesamte Gewicht darauf lastet. Dies ist besonders unter Wärmequellen und in der prallen Sonne sehr gefährlich. Unter dem warmen, hellen Sonnenplatz sollte darum immer eine leicht schräge, griffige Steinplatte liegen, damit das Tier im Notfall wegrollt und nicht direkt im Strahlungsbereich liegen bleibt.