Frühbeet und Überwinterungsgrube

Das Frühbeet

Europäische Landschildkröten entstammen dem Mittelmeerraum und sind wechselwarme Tiere. Sie sind darauf angewiesen, dass wir ihnen die klimatischen Bedingungen ihres Ursprungs-Habitats in unserem wesentlich kühleren und feuchteren nordeuropäischen Klima simulieren. Das heißt keinesfalls, dass man diese Tiere im Terrarium halten sollte, was sie überhaupt nicht vertragen. Da eine artgerechte Haltung ohne Technik in unserem Klima nicht möglich ist, hält man die Tiere naturnah im Garten, allerdings mit beheiztem Frühbeet und Freigehege. 

Dazu benötigt man ein hochwertiges, möglichst großes und stabiles Frühbeet aus 16 mm Hohlkammerplatten, am besten aus UV-durchlässigem Plexiglas-Alltop©. Es gibt Frühbeete, die bereits vormontiert auf einer Palette geliefert werden (Beckmann, Soli Animalis) oder auch über eine integrierte Überwinterungsgrube mit „Fressfeindeschutz“ verfügen (Soli Animalis). 

Für eine artgerechte Haltung ist im Frühbeet eine thermostatgesteuerte Heizung für die Grundtemperatur und eine warme, helle Sonnenlampe unerlässlich (siehe Technik). 

Fotos: Landschildkrötenhilfe Freiberg

Fotos unten: Sandra Seebach

Zur Auswahl des Materials

Es gibt viele Firmen, die Gewächshäuser und Frühbeete herstellen, und sie verwenden unterschiedliche Materialien in ihren Produkten. Für Schildkrötenhalter, ist es wichtig zu wissen, dass die Platten in Frühbeeten oder Gewächshäusern, auch „Stegplatten“ genannt, aus Alltop-Plexiglas bestehen sollten, und sie sollten mindestens 16 mm dick sein. Das liegt daran, dass dieses spezielle Material als einziges UV-B Strahlung durchlässt, was besonders wichtig für Schildkröten ist. Es ist eine lohnenswerte Investition, weil solche Frühbeete sehr lange halten. Frühbeete mit Alltop sind heller, und die Schildkröten darin sind oft aktiver, besonders in den dunkleren Zeiten im Frühjahr und Herbst.

Wenn Alltop nicht verfügbar ist, kann man auch das preiswertere 16 mm Polycarbonat verwenden. Eine Kompromissmöglichkeit besteht darin, einen Deckel aus Alltop-Plexiglas zu wählen und die Seitenwände aus Polycarbonat zu nehmen. Diese Stegplatten sind nicht nur in vorgefertigten Frühbeeten erhältlich, sondern auch separat für Selbstbauprojekte. Wenn man selbst schneidet, ist es ratsam, immer neue Sägeblätter zu verwenden und die Schnittränder gut abzukleben, damit das Material nicht bricht. Als Alternative kann man auch bereits auf Maß geschnittene Stegplatten für Selbstbau-Projekte erwerben.

Linkes Bild: Plexiglas Alltop, rechtes Bild Polycarbonat (Muster freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. Soli Animalis)

Die Grube

Für die vor Frost und Fressfeinden gesicherte Grube unter dem Frühbeet sollte man die Frosttiefe beim Bauamt erfragen, sie bewegt sich in Deutschland zwischen 80 und 120 cm. Die Grube wird gemauert oder aus Beton gegossen und von Außen mit Styrodur isoliert. Alternativ kann man vorgefertigte Betonelemente verwenden. Es gibt auch Frühbeete mit integrierter Grube mit Fressfeindeschutz  (Fa. SoliAnimalis), hier muss nur noch das Loch gegraben und rundum isoliert werden. Unterhalb des Frühbeets kommt Edelstahl-Volierendraht rattensicher zum Einsatz, der mehrfach verschoben übereinander gelegt wird. Darauf kommt grober Schotter und zur Sicherheit sollte der Boden zusätzlich mit Betonplatten ausgelegt werden. Wenn man die Grube etwas über das Erdniveau hinaus mauert, bekommt man einen Sockel, der hilfreich für die mühelose Installation von Technik ist, da er für mehr Höhe sorgt.
Um die nötige Technik ins Frühbeet zu bringen, sollte man Leerrohre einplanen, durch die später die  Kabel gezogen werden.
Wenn die Gefahr von Überschwemmungen durch hohes Grundwasser, Schmelzwasser oder Oberflächenwasser besteht, sollte man in der Grube ein Leerrohr einplanen, in das man einen Smart-Wassermelder und eine automatische Tauchpumpe hängt. Rund ums Frühbeet und unterhalb sollte man dann Drainagerohre ziehen. Falls die Grube unbemerkt voll Wasser läuft, kann das für die darin starrenden Tiere sonst fatal ausgehen, darum sollte man lieber vorbeugen und mit Technik alle Eventualitäten absichern.
Die Grube wird nach Fertigstellung und Isolierung mit gesiebtem, ungedüngtem lockerem Mutterboden oder bei schlechter Bodenqualität (Lehmboden, steiniger Boden) mit handelsüblichem Schildkrötensubstrat gefüllt. Wenn alle Tiere nach dem Herunterfahren der Temperaturen fest starren, kann die Grube mit Stroh oder Blättern abgedeckt werden zur zusätzlichen Isolierung. In diesem Fall sollte keinesfalls ein Dunkelstrahler eingesetzt werden, wegen der hohen Brandgefahr von brennbarem Material im Strahlungsbereich. Generell ist wegen der hohen Brand- und Verletzungsgefahr aufgrund der sehr hohen Temperaturen von der Verwendung von Dunkelstrahlern abzuraten.
Eine Kameraüberwachung in der Grube ist hilfreich für die Überwachung einer ruhigen Kältestarre. Mit einer Kamera, die bei Bewegung alarmiert, kann man sehen, falls ein Tier aufwacht oder Unbefugte sich an der Grube zu schaffen machen, beispielsweise Prädatoren oder Diebe.
Auch wenn die Tiere nicht in der Grube kältestarren sollen, empfiehlt sich zumindest das Anlegen einer 30 cm tiefen Grube zum Schutz vor Frost und Fressfeinden und zum Auffüllen von ungedüngtem Mutterboden. Dann können sich die Schildkröten ihrem Instinkt folgend in Erde vergraben und auch Versteck- und Futter-Pflanzen haben die Möglichkeit, im Frühbeet zu wachsen. Einige Versteckpflanzen sind ideal fürs Mikroklima im Frühbeet. Gedeihen mediterrane Duftkräuter (zum Beispiel Rosmarin, Lavendel oder Thymian), so ist das Mikroklima im Frühbeet auch für die Schildkröten angenehm. Diese Pflanzen überstehen die niedrigen Temperaturen während der Kältestarre der Tiere problemlos, da sie den gleichen Ursprungsgebieten entstammen, wie unsere Tiere. Gedeihen die Pflanzen im Frühbeet nicht gut,  sollte man sich Gedanken machen, ob die Parameter für unsere Tiere korrekt sind.
Die Starre in der Grube sollte mit einer Heizung auf 5-6 Grad abgesichert werden. Unter 4 Grad sollte es für Europäische Landschildkröten nicht gehen. Als Heizung kommt gut ein über ein externes Thermostat gesteuerter Gewächshausheizlüfter in Frage. Diese Art der Heizung ist besonders sicher. Der Kabelsensor des Thermostats wird bodennah auf Höhe der Schildkröten, beispielsweise in einer Versteckpflanze, angebracht.  Oft werden auch Deckelheizungen verwendet. Hierfür befestigt man ein stabiles Schlafhaus auf der Grube. Während der Starre wird das Schlafhaus fest verschlossen, und eventuell zusätzlich isoliert. Im Deckel befindet sich ein Heizkabel oder eine spezielle Heizmatte, die die Grube auf Temperatur hält. Bei dieser Lösung macht ein Backup Sinn, also eine separat gesteuerte Heizmöglichkeit, die angeht, wenn die Deckelheizung nicht ausreicht oder ausfallen sollte. Dieses Backup kann beispielsweise bei 4 Grad einspringen.
In jedem Fall sollte man die Grubenstarre oben, an den Seiten der Grube und in der Tiefe zusätzlich mit Smart-Thermometer-Sonden mit Temperaturalarm überwachen. Gute Erfahrungen bestehen mit den Smart-Thermometer- Systemen WeatherHub und MobileAlerts.
Den Bau einer gegen Frost- und Fressfeinde gesicherten Überwinterungsgrube unter dem Frühbeet sieht man unten.


Fotos:
Oberer Block: Sabine Deubzer´s Bau einer Überwinterungsgrube unter dem Frühbeet

Unterer Block: Peter Küpper´s externe Grube, zunächst mit Holzdeckel (Multiplexdeckel, beheizt mit Heizkabel als Deckelheizung) , dies hat sich aber nicht bewährt, daraufhin wurde sie mit einem niedrigen Frühbeet abgedeckt. so kann das Frühbeet mit Grube auch im Sommer genutzt werden. Im Sommer wird nur eine Hälfte mit Deckel abgedeckt als Schlafhaus. Im Winter wird komplett abgedeckt, wobei sich Heizkabel am Deckel befinden.

Die externe GRube zunächst mit Multiplexdeckel, beheizt mit Heizkabel als Deckelheizung, später dann mit niedrigem Frühbeetaufsatz und darunter befindlichem Deckel mit Heizung.