Sichere Schildkrötenhaltung

Wie man Gefahrenquellen rund um die Haltung entschärft

Einführung: In der Haltung von Schildkröten lauern viele Gefahren, sowohl von außen als auch hausgemacht. Wir diskutieren bewährte Strategien zur Eindämmung dieser Gefahrenquellen.

Was sind die häufigsten Verletzungen, die dem Reptilientierarzt vorgestellt werden?

Prädatoren: Prädatoren bedrohen Schildkröten. Haushunde sind die größte Gefahr. Die Verletzungen reichen von Kratzern bis hin zu schweren Bisswunden, die oft lebensbedrohlich sind, selbst wenn sie auf den ersten Blick nicht so aussehen. Waschbären, Marder, Ratten und Krähen stellen ebenfalls eine häufige Bedrohung dar. Sie können die Schildkröten aus dem Gehege verschleppen und Extremitäten, Schwanz oder Kopf abbeißen. Sie kommen immer wieder.

Vorbeugende Maßnahmen: Volieren rattensicher und Elektrozäune, tägliches Einsperren vor Einbruch der Dämmerung, mardersichere Volieren-Gitter und Überwinterungsgruben. Bekämpfung durch Kammerjäger, Jäger.

Fehlerhafte Vergesellschaftung: Führt zu Biss- und Paarungsverletzungen, das kann zu Stress und lebensbedrohlichen Situationen durch Fliegenmadenbefall und Bakterien führen.
Sorgfältige Planung und regelmäßige Überprüfung der Haltung sowie eine angepasste Vergesellschaftung und Aufsicht sind das A und O. Die Schildkröten sollten regelmäßig auf Verletzungen überprüft werden.

Entlaufen der Tiere: Aus dem Gehege/Teich führt zu Verletzungen durch Rasenmäher, Fahrzeuge und Prädatoren. Sichere Einfriedungen können dies verhindern

Maßnahmen: Absicherung von Gehegen und Teichen, Vermeidung von Kletterhilfen.

Überhitzung: Durch Hitzestau, im Gehege, Terrarium oder im Frühbeet, kann fatal enden.

Maßnahmen: Schattierung, Verstecke, Frühbeetöffner und dichte Bepflanzung schützen vor          Sonnenstrahlen und Hitze. Temperaturgesteuerte Technik, die Überwachung und         thermostatgeführte Steuerung der Temperatur ist essenziell, sowohl in Innen- als auch     Außenhaltung.

Ersticken: Umfallen auf den Rücken/Strangulation an Sensorkabeln , Schnüren, Netzen, Y-förmigen Strukturen ( Astgabeln etc.)

Mangelhafte Einfriedung des Geheges kann zu Verletzungen führen, z.B. durch Abrieb der Fußbeschuppung oder Wunden durch Drahtmaterialien. Eine glatte, blickdichte Einfriedung kann dies verhindern.

Abrieb des Panzerhorns: Durch Entlangschleifen an harten Oberflächen wie Beton oder Betonsteinen verursacht Probleme, der Einsatz von Holz hilft dem in vielen Fällen ab.

Panzerverletzungen: Paarungsverletzungen, Stürze aus der Höhe, Einstürze von unbefestigten Steinaufbauten/Mauern durch Untergraben, Aufbauten stets sichern mit Mörtel.

Weitere Gefahrenquellen und ihre Maßnahmen:


Fehlende
 Sturmsicherung: Stürme können Schildkröten verletzen, Gewächshäuser und Frühbeete zerstören.

Maßnahmen: Fundamentlegung, Verankerung des Stahlrahmens, Nutzung von Erdankern oder Spanngurten zur zusätzlichen Sicherung. Versicherungsschutz überprüfen.

Hagelschauer: Hagel kann Schildkröten verletzen und Frühbeete und Gewächshäuser beschädigen.

Maßnahmen: Verwendung von Hagelschutz-Netzen und Planen, Überprüfung des Versicherungsschutzes. Sicherung der Tiere.

Erfrieren: Schildkröten können in ungesicherter Starre erfrieren.

Maßnahmen: Verwendung von Thermostat- gesteuerter Heizung und Temperaturalarmen

Ertrinken: Überschwemmungen können Gehege und Gruben überschwemmen.

Maßnahmen: Anlegen von Hügeln, Verwendung von Kalkschotter und Drainagerohren und Überprüfung des Wasserstandes in Überwinterungsgruben.

Vergiftungen: Das Fressen giftiger Pflanzenteile und Blüten und die Exposition an Agrargifte können fatal ausgehen.

Maßnahme: Giftige Pflanzen entfernen, notfalls Tennisnetze einsetzen (Wind), jegliche Gifte fernhalten, unbedenkliche Lösungen für Schildkröten wählen, Anbau eigener Bio-Futterpflanzen 

Strom- und Technikausfall: Stromausfälle können schwerwiegende Folgen haben.

Maßnahmen: Notstromaggregate für exotische Arten, Gas-Gewächshausheizung für Europäische Arten. Verwendung zuverlässiger europäischer Marken.

Brandgefahr: Dunkelstrahler und ungeeignete oder überlastete Technik verursachen Brandgefahr

Maßnahmen: Verwendung hochwertiger,  zugelassener Technik, Absicherung durch FI-Schalter, smarte Hitzemelder, Abnahme durch Elektriker, Entfernung von Brennbarem aus dem Strahlungsbereich von Sonnen- und Wärmelampen.

Kopfverletzungen: Oft durch Fallenlassen durch Kinder/ Halter und Sturz aus großer Höhe 

Maßnahmen: Absicherung von Klettermöglichkeiten, kein unnötiges Herumtragen

Diebstahl:

Maßnahmen: Sicherheitskameras, abschließbare Volieren und Gewächshäuser, Zugangsregelung und regelmäßige Fotodokumentation/Chippen zur Sicherung.

Aqua-Terrarien: Können platzen oder auslaufen

Maßnahmen: Überprüfung der Silikonfugen, Reinigung von Filtern und regelmäßige Wartung, für rahmenlose Aquarien spezielle Unterlagen nutzen, Versicherungsschutz überprüfen.

Wasserschildkröten: Gefahr nach der Starre, und durch andere Schildkröten, Kokosnetze, Kreislaufkollabs nach rapidem Temperaturwechsel des Wassers, Verkeilen in Einrichtungsgegenständen. Jungtiere können vom Filter angesaugt werden. In Teich-Kokosnetzen können Wasserschildkröten sich verheddern und ertrinken.

Maßnahmen: Seichte Ausstiegsmöglichkeiten sollten vorhanden sein, die Tiere müssen die Wasseroberfläche laufend leicht erreichen können. Um Verletzungsgefahr durch andere Schildkröten zu vermeiden, sollten nur befestigte Steinaufbauten verwenden. Die Filterleistung bei Jungtieren sollte entsprechend reduziert werden. Eine erhöhte Achtsamkeit bei Einrichtungsgegenständen ist geboten. Kein rapider Wechsel der Wassertemperatur, das beinhaltet eine Schattierung sonnenexponierter Teiche und behutsame Wasserwechsel.

Beschlagnahmung: Bei fehlendem oder lückenhaftem Besitznachweis

Maßnahmen: Aktualisierung von Bestandsmeldungen, regelmäßige Fotodokumentation, Chippen, sichere Aufbewahrung aller Papiere, Beweispflicht der legalen Herkunft beim Halter.

Vortrag Jahrestagung der DGHT AG Schildkröten 2024:


Meet our speakers at the annual conference 2024 of the German Chelonia Group AG Schildkröten 

Frauke HUSTINX: „Safe turtle keeping – how to minimise sources of danger in husbandry“ 

Dear Turtle Community, 

My name is Frauke Hustinx, I am an editor of RADIATA magazine and Social Media & PR officer of the German Chelonia Group. I live with my family in the northern Harz foreland and have been keeping European tortoises for over 20 years. 

My affection for tortoises traces back to my earliest childhood. During our family holidays in Greece, I consistently found joy in searching for tortoises beneath bushes and shrubs. Those moments of discovery ignited a lifelong passion for these fascinating creatures. 
Gathering knowledge about turtles, I regularly attend workshops and conferences, hold the certificate of competence for turtle husbandry and am an active member of various associations that promote turtle conservation. 
I enjoy annual turtle excursions in the habitat to observe turtles in their natural environment. 
The turtles in the turtle rescue centres and the return of lost pet turtles are particularly close to my heart. 
Through my experience in husbandry counseling, I frequently encounter accidents and misfortunes involving turtles. Many of these incidents can be prevented or at least minimized through informed care. Sadly, accidents are often considered taboo, but it’s only by openly discussing them that we can work towards preventing future mishaps. Breaking the silence is crucial for creating a safer environment for turtles in captivity. 
In my upcoming presentation, I delve into the subject of my article featured in the „Schildkröten im Fokus“ magazine 1/2022. I’ll be extending the discussion by incorporating new insights into additional sources of danger. Some of the key topics covered in the lecture include injuries, drowning, burns, poisoning, predators, freezing, escapes, and more. I aim to provide a comprehensive exploration of potential risks in turtle husbandry and offer practical insights for prevention and safety. I also included the top injuries treated by reptile veterinarians. 
I am very much looking forward to meeting you in Gersfeld and presenting my lecture at this year’s annual meeting of the German Chelonia Group. 
I would be delighted if I could make a small contribution to safer turtle keeping. 

Frauke Hustinx