Die kontrollierte Kühlschrank-Überwinterung Europäischer Landschildkröten

Die Kältestarre von Landschildkröten ist in einem separaten Überwinterungs-Kühlschrank besonders sicher durchzuführen und wird im Rahmen von Sachkundeschulungen und von Reptilientierärzten empfohlen. Indem man die richtigen Überwinterungsparameter gewährleistet, sichert man das Wohlergehen der Tiere während der Starre. 

Welche Europäischen Landschildkröten halten Kältestarre?

Griechische Landschildkröten (Testudo hermanni) der östlichen und westlichen Unterart, Breitrandschildkröten (Testudo marginata) und einige Testudo Graeca Unterarten, unter anderem Eurasische Landschildkröten (Testudo graeca ibera) halten eine Winterstarre. Bei Griechischen Landschildkröten dauert die Starre um die 16 Wochen, bei Eurasischen Landschildkröten zirka 12. 

Steppenschildkröten (Testudo horsfieldii) halten zusätzlich zur Ästivation ebenfalls eine Kältestarre. Obwohl sie nicht zu den Europäischen Landschildkröten zählen, wollen wir sie nicht unerwähnt lassen. Steppenschildkröten brauchen eine trockenere Überwinterung und vertragen etwas kühlere Temperaturen als die Europäischen Landschildkröten. Feuchtigkeit bekommt ihnen nicht gut, weshalb sie gelegentlich in Stroh statt in Erde und Laub überwintert werden.

Die Vorteile der Kühlschrank-Überwinterung 

Anders als in der Überwinterungsgrube ist im Kühlschrank eine monatliche kurze Kontrolle der Tiere während der Starre möglich. Viele Halter, die nicht über eine gegen Frost und Fressfeinde gesicherte Überwinterungsgrube verfügen, entscheiden sich für eine Kühlschranküberwinterung. Gegenüber der Überwinterung in der Überwinterungsgrube sind unter anderem die fehlende Bedrohung durch Fressfeinde, der geringere technische Aufwand zur Absicherung der Temperaturen, und die Möglichkeit, die Tiere während der Starre auf ihren Gesundheitszustand hin zu kontrollieren von Vorteil. Wenn die Tiere erst in fest starrendem Zustand aus ihrem Frühbeet in den Kühlschrank umgesetzt, und am Ende der Starre ebenso wieder zurückgesetzt werden, ist damit keinerlei Stress für sie verbunden. Auch von den monatlichen Kontrollen bekommen die Tiere in der Regel nichts mit.

Wann kann keine Starre stattfinden?

Es gibt Ausschlusskriterien, weshalb Schildkröten nicht Kältestarren dürfen. Betroffen sind unter anderem Weibchen, die ihre Eier nicht abgelegt haben und Tiere, die akut krank sind oder operiert wurden. Es ist überlebenswichtig, dass die Schildkröte vor der Starre frei von Darmparasiten ist. Falls keine Kot-Untersuchung durchgeführt wurde, so sollte diese vor dem Herunterfahren der Temperaturen unbedingt noch erfolgen. Vor kurzem entwurmte Tiere werden noch sechs Wochen nach Ende der Wurmkur auf hochsommerlichen Temperaturen gehalten, damit das Medikament abgebaut und die Parasiten ausgeschieden werden können.  Zu empfehlen ist, jeden Sommer eine Kotuntersuchung durchführen zu lassen, wobei bereits bei leichtem parasitärem Befall entwurmt wird.

Bei Tieren mit chronischen, behandlungsbedürftigen Stoffwechselproblemen, wird in der Regel ein Blutbild gemacht. Den Anweisungen des Arztes folgend, werden Medikamentengaben „ausgeschlichen“, bevor die Temperatur im Frühbeet abgesenkt wird.

Es empfiehlt sich, die Schildkröten im Herbst einem Reptilien-Tierarzt vorzustellen, der einen Überwinterungs-Check durchführt. Vor allem für Tiere, die zum ersten Mal bei einem Winterstarre halten, oder die aus schlechter Haltung stammen, ist das in jedem Fall zu empfehlen. Tiere mit ansteckenden Grunderkrankungen und aus verschiedenen Beständen sollten nicht gemeinsam in einem Kühlschrank überwintert werden.

Wenn alles in Ordnung ist und die Schildkröte Kältestarren darf, so gilt es rund um die Kühlschrank-Überwinterung einige Vorbereitungen und Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. 

Der Ablauf einer Kühlschrank-Überwinterung

Zunächst geht es um die Auswahl des Kühlschranks, der Überwinterungs-Boxen, und um den passenden Aufstellort. Es folgt das Einfahren des Kühlschranks in den optimalen Temperaturbereich. Anschließend wird der Kühlschrank gegen zu niedrige Temperaturen abgesichert. Danach werden die fest starrenden Schildkröten in den Kühlschrank überführt. Nun wird regelmäßig der Kühlschrank gelüftet und das Substrat bei Bedarf befeuchtet. Es folgen monatliche Kontrollen. Am Ende der Überwinterung werden die starrenden Tiere wieder in ihr Frühbeet überführt. Diese einzelnen Schritte werden wir uns nun im Detail anschauen.

Auswahl von Kühlschrank, Boxen und Aufstellort

Als Erstes sollte man stabile Kunststoffboxen passend zu den Schildkröten aussuchen. 

Die Schildkröten werden einzeln überwintert. Jedes Tier bekommt seine eigene Box, in der es sich umdrehen kann. Es sollten mindestens zwei Panzerhöhen Erde und ebenso viel Buchenlaub hineinpassen. Das Tier sollte sich auf jeden Fall komplett im Substrat vergraben können.

Praktisch ist es, zu den Boxen passende Deckel zu kaufen. Diese versieht man später mit einem Gitter für den nötigen Luftaustausch und verwendet sie zum Schutz gegen Herausfallen.

Schlüpflinge können aufgrund ihrer geringen Größe gemeinsam in einer Box überwintert werden, da sie sich kaum stören und die Temperaturen in einer größeren Box mit mehr Erde und Laub konstanter bleiben.

Wenn man nur wenige Tiere im Kühlschrank unterbringen muss, so empfiehlt es sich, die größtmöglichen Überwinterungs-Boxen zu wählen. Je größer die Boxen, desto mehr Erde und Laub passen hinein, umso konstanter bleiben die Temperaturen am Tier. Durch die Isolierwirkung des Laubs und der Erde werden Temperatur-Spitzen beim Lüften und Kühlen deutlich gemindert. 

Zum Kühlschrank-Kauf kann man die Boxen mit ins Elektrogeschäft nehmen, um zu schauen, ob auch alles bequem in das gewünschte Gerät passt. Der Kühlschrank sollte so groß wie möglich gewählt werden, damit die Tiere viele Jahre darin überwintern können. Bei einem großen Luftvolumen sind außerdem die Temperaturen gleichbleibender und man hat mehr Variationsmöglichkeiten, um die Boxen darin unterzubringen.

Als separater Überwinterungs-Kühlschrank empfiehlt sich ein großer Vollraum-Kühlschrank ohne Gefrier- oder Eisfach. In Geräten mit Gefrierteil kann bei einem Defekt aufgrund der starken Kühlleistung in Kürze alles durchfrieren. 

Wichtig ist eine sogenannte „No-Frost-Funktion“, die den Kühlschrank automatisch abtaut und Eisbildung verhindert. Eine Umluft Funktion sorgt für besonders gleichmäßige Temperaturen im Gerät.

Beim Kauf sollte man auch auf die Breite des Geräts achten, um den Überwinterungs-Boxen möglichst viel Raum zu bieten. Die Boxen dürfen die Wände des Kühlschranks nicht berühren, vor allem nicht die Rückwand, da ansonsten das Substrat durchfrieren kann.

Der Kühlschrank wird in einem beheizbaren Raum mit mindestens 16 Grad Raumtemperatur aufgestellt, da die meisten Kühlschrank-Thermostate aufgrund ihrer Klimaklasse unterhalb dieser Raumtemperatur nicht zuverlässig funktionieren. 

Nach einem Transport sollte der Kühlschrank zunächst 24 Stunden ruhen, damit das Kühlmittel zurückfließen kann, bevor man ihn in Gebrauch nimmt. Die Türablagen können entfernt werden, damit mehr Raum für die Überwinterungs-Boxen im Kühlschrank bleibt.

Es ist zudem sinnvoll, die Kühlschrank-Beleuchtung auszuschalten oder abzukleben, damit die Tiere nicht unnötig gestört werden. 

Überwinterungs-Boxen

Zunächst bohrt man unten in die Überwinterungs-Box umlaufend Löcher, um Staunässe zu verhindern. Dann kann man die Boxen rundum mit Noppenfolie oder Alukaschierung einwickeln, um Temperaturschwankungen zu minimieren.  Hinten an den Boxen können sicherheitshalber Styropor und ein Abstandhalter, zum Beispiel ein Klebehaken, angebracht werden, damit die Rückwand keinesfalls berührt wird.

Für eine gute Belüftung sollte der Deckel der Box zumindest handgroß im inneren Bereich ausgesägt werden. Darauf befestigt man von außen, beispielsweise mit Kabelbindern, ein Gitter. Dann können die Tiere bei einem längeren Stromausfall nicht versehentlich herausfallen und sich verletzen.

Substrat und Laub 

Die Überwinterungs-Box wird mit mindestens zwei Panzerhöhen Substrat, und so viel Laub wie möglich befüllt. 

Man verwendet lockeren, gesiebten Mutterboden oder handelsübliche Schildkrötenerde. Laub von Buchen, Hainbuchen und Eichen ist gut geeignet, weil es formstabil ist, nicht klebt und nicht zum Schimmeln neigt. 

Eine dicke, lockere Laubschicht auf der Erde sorgt für gute Isolierung gegen Temperaturschwankungen.

Für den Fall, dass einmal frisches Substrat oder Laub zum Austausch benötigt wird, kann man einen Reservevorrat kühl beiseitelegen.

Technik für eine sichere Kühlschrankstarre

Ein UT300 Universalthermostat (Equiva) garantiert eine sichere Überwinterung, da es als Not-Aus vor den Kühlschrank geschaltet wird. Es ist im Falle eines technischen Defekts die „Lebensversicherung“ für unsere im Kühlschrank starrenden Schildkröten.

Zum Einfahren des Kühlschranks auf den richtigen Temperaturbereich benötigt man zudem je ein Sonden-Thermometer pro Überwinterungsbox. Wichtig bei der Auswahl eines solchen Thermometers sind eine zurücksetzbare Minimum-Maximum-Temperaturmessung und ein Frostalarm. 

Eine moderne Methode zur Temperaturkontrolle ist der WeatherHub von TFA Dostmann. Er besteht aus einem Gateway und Sensoren, die zum Gateway funken. Über das Gateway werden die Temperaturen online in eine App gespeist. Somit kann man via Handy die Temperaturen überwachen und bekommt auf Wunsch Benachrichtigungen, falls die Temperatur vom Sollbereich abweicht. 

Alternativ empfehlen sich Funk-Thermometer mit Temperatur-Alarm, die einen auch alarmieren, falls der Strom ausfällt. Das kann der WeatherHub nicht, deshalb macht ein zusätzliches Funk-Thermometer in der kältesten Box in jedem Fall Sinn. Weiterhin benötigt man zur Überwinterung eine digitale Haushaltswaage zur Kontrolle des Gewichts beim Einwintern und zur Gewichtskontrolle alle vier Wochen. 

Einfahren des Kühlschranks ohne Tiere auf die richtigen Temperaturen

Sobald die Grund-Temperatur im Frühbeet dem Klima im Habitat folgend über mehrere Wochen abgesenkt wird, beginnt man auch, seinen Kühlschrank vorzubereiten. Das komplette Einfahren und Absichern des Kühlschranks erfolgt immer ohne Tiere. Den Kühlschrank stellt man zunächst auf die wärmste Stufe. Die Sonden-Thermometer werden auf den Kühlschrank gestellt, die Sensorkabel durch die Tür geführt und mit Panzerband geschützt. Es wird dabei ein Thermometer pro Box benötigt. Der Sensor wird hinten in der Box unterm Laub leicht in die Erde gesteckt.  Es ist wichtig, die Temperaturen hinten zu messen, da es zur Kühlschrankrückseite hin kälter wird. Auf diese Art bekommt man einen Überblick über die im Kühlschrank herrschenden Temperaturzonen und ermittelt die kälteste Stelle im Gerät. In die Box am kältesten Ort kommt später dann der Sensor des UT300 Universalthermostats. 

Zunächst lässt man die vorbereitete Box einige Tage auf Temperatur kommen. 

Danach notiert man sich täglich die Minimum-Maximum-Temperaturen jeder Box und setzt sie dann mit der „Reset“- Taste zurück. Die vorbereiteten Boxen werden nun durch allmähliche Regulierung des Kühlschrank-Thermostats auf einen Temperaturbereich zwischen 4,5 und 7 Grad gebracht.  Ideal wären Temperaturen zwischen 4,5 und 6 Grad, aber das ist bei voller Belegung des Kühlschranks aufgrund des Temperaturgefälles nicht immer realisierbar. Unter 4 Grad sollten die Temperaturen bei der Überwinterung Europäischer Landschildkröten nicht sinken. Ab 8 Grad beginnt bereits der Stoffwechsel der Schildkröten wieder anzulaufen.

Ist der Kühlschrank in der wärmsten Einstellung zu warm, wird er etwas kälter gestellt.

Es ist hilfreich, die alte Einstellung des Kühlschrank-Thermostats mit einem Permanentmarker zu markieren, damit man -falls nötig- wieder zur alten Einstellung zurückfindet.

Auch kann man probieren, die Ebenen, auf denen die Boxen stehen, in der Höhe zu variieren.

Einige Zentimeter höher oder tiefer können den gewünschten Effekt haben. Ist es in einer Box zu kalt, so kann man sie ein Stück vorziehen, Styropor hinten an der Box anbringen oder sie mit Noppenfolie einwickeln. Man kann den ungenutzten Teil des Kühlschranks auch mit verschlossenen Wasserflaschen auffüllen, um die Temperaturen zu stabilisieren. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass noch genügend Luftzirkulation stattfinden kann. Der Einsatz von Kühlschrank-Rosten statt Einlegeböden hilft, die Temperaturen im Kühlschrank anzugleichen. Die tatsächliche Temperatur in Kühlschränken mit digitaler Temperaturanzeige schwankt um den angezeigten Wert, deshalb ermitteln wir auch in diesen Geräten die tatsächlichen Temperaturen. Nach jeder Änderung werden die Temperaturen einige Tage beobachtet und bei Bedarf nachreguliert. Spätestens eine Woche vor der Überführung der Schildkröten sollte sich der Kühlschrank im gewünschten Temperaturbereich von 4,5-7 Grad befinden und mit dem vorgeschalteten UT300 abgesichert sein.

Absicherung gegen zu niedrige Temperaturen

Zur Absicherung des Schildkröten-Kühlschranks gegen Defekte nutzt man traditionell ein Equiva UT300 Universalthermostat, wegen des im Zehntelgrad-Bereich einstellbaren Temperaturbereichs und des dünnen Sensorkabels. 

Es wird erst programmiert, nachdem das oben beschriebene Einfahren des Kühlschranks mit der Temperaturmessung per Sonden-Thermometer auf jeder Ebene ohne Tiere abgeschlossen ist.  Erst dann hat man die kälteste Ebene im Kühlschrank ermittelt und kann das UT300 entsprechend einstellen. Es handelt sich hierbei nur um ein „Not-Aus“, das Thermostat soll nicht die Kühlschranksteuerung übernehmen. Es ist zudem sinnvoll, ein Reserve-Thermostat bereitzuhalten. Das UT300 wird zwischen Steckdose und Kühlschrankstecker eingesteckt. Das Sensorkabel wird durch die Kühlschrank-Tür geführt und mit Panzerband vor Quetschen und Kabelbruch geschützt. Dann kommt der Sensor hinten in die Box an der kältesten Stelle im Kühlschrank, die man vorher durch die Sonden-Thermometer ermittelt hat. Der Sensor wird wieder unter dem Laub leicht ins Substrat gesteckt. Am UT300 werden dann die Temperaturen eingestellt, „Kühlen“ wird angezeigt. Im Idealfall ist der Kühlschrank so gut eingestellt, dass das UT300 niemals den Kühlschrank abstellen muss. Das ist auch für die Lebensdauer des Kühlschranks von Vorteil. Ein kleines, per Mehrfachstecker zwischengeschaltetes Lämpchen, zeigt an, ob der Kühlschrank an oder aus ist. Das ist sehr hilfreich, um das UT300 richtig einzustellen. Beträgt die Minimaltemperatur in der kältesten Box beispielsweise 4,8 Grad, so kommt an diese Stelle hinten in dieser Box der Sensor des UT300. Die „AUS“- Temperatur des UT300 sollte 0,2 Grad unterhalb der ermittelten Minimaltemperatur liegen, also nur als „Not-Aus“ dienen. Also in diesem Fall zum Beispiel: Minimaltemperatur 4,8, UT300 = AUS bei 4,6. 

AUS aber nicht unter 4,2 Grad und AN nicht höher als 5,8 Grad einstellen.

Beträgt die Maximaltemperatur zum Beispiel 6,8 Grad, so stellt man 5,8 Grad ein. 

Maximaltemperatur 5,9 Grad=EIN bei 5,7 Grad (-0,2 Grad). 

AUS nie unterhalb von 4,3 Grad, AN nie oberhalb von 5,8 Grad. In 0,1 Grad Schritten austesten, was für den Kühlschrank am besten passt. 4 Grad sollten in der kältesten Box keinesfalls unterschritten werden. Die Minimum-Maximum-Temperaturen weiterhin täglich überprüfen. Achtung: Manche Kühlschränke kühlen nach dem Abstellen noch bis zu ein Grad nach. Ist der Kühlschrank schlecht zu regulieren und wird trotz wärmster Stufe zu kalt, so muss er komplett über das UT300 gesteuert werden. Zu bedenken ist hierbei, dass im Falle eines Defekts des UT300 Lebensgefahr für die Tiere besteht. Insofern sollte dies nur im Notfall erfolgen und schnell ein neuer Kühlschrank angeschafft werden. Probieren könnte man folgende Einstellung, die sich in solchen Notfällen bewährt hat: AUS bei 5,3 Grad, AN bei 5,8 Grad. Den Kühlschrank sehr gut überwachen und möglichst schnell Abhilfe schaffen. 

WeatherHub Installation

Möchte man einen WeatherHub verwenden, um die Temperaturen ortsunabhängig im Blick zu behalten, schließt man das Gateway an den Internet-Router an oder bindet ihn per Fritz Powerline Steckdose ins W-LAN ein. Danach installiert man die dazugehörige App und meldet die Sensoren an. Falls es keinen guten Funk-Empfang zwischen den Sensoren im Kühlschrank und dem Gateway gibt, sollte man das Gateway näher in Richtung Kühlschrank bewegen. Die Pro-Sensoren mit 2 Messpunkten (integrierter Sensor und Kabelsensor) mit Panzerband im Laubbereich anbringen und den Sonden-Fühler leicht ins Substrat stecken. Diese Sensoren sind sehr praktisch, da man damit gleichzeitig Luft- und Substrattemperatur überwachen kann. Sollte man nur über einen Sensor verfügen, so kommt er hinten in die kälteste Box zum Sensor des UT300. Hat man keinen WeatherHub, so kann man für die lokale Überwachung ein Funk-Thermometer mit Temperaturalarm nutzen. Man benötigt einen Sensor pro Box. Wichtig sind ein starkes Funksignal und ein an der Basis einstellbarer Temperatur- und Frostalarm.

Übersiedlung der starrenden Schildkröten in den Kühlschrank

Vor Ende November ist es in der Regel nicht kalt genug für die Starre. Kälte-Starre findet erst bei Temperaturen dauerhaft unterhalb von 8 Grad statt. Frühestens nach einer, besser 2 Wochen bei Temperaturen von 4-7 Grad, kann man die Tiere abends in den vorbereiteten Kühlschrank umsetzen. Sollte eine Schildkröte trotz Starre-Temperaturen wach bleiben, sollte dies vom Reptilientierarzt abgeklärt werden. Wache Tiere werden nicht eingewintert. Die Zeit der Starre im Frühbeet wird zur Gesamtdauer der Starre hinzugerechnet.

Die Überwinterungs-Box aus dem Kühlschrank nehmen und das Laub in einen Behälter geben. 

Danach eine flache Kuhle für die Schildkröte in der Erde formen. Die Waage bereitstellen, um die Schildkröte vor der Einwinterung zu wiegen. Die Schildkröte mit etwas Erde vom Fleck, wo sie im Frühbeet lag, in die Kuhle legen. Den Rückenpanzer mit Erde leicht bedecken, aber den Kopf freilassen. Dann die Schildkröte mit einer dicken Schicht Laub abdecken. Danach wird der Gitterdeckel angebracht. Die Box in den Kühlschrank schieben, und sichergehen, dass die Sensorkabel noch am richtigen Platz sind. Oft ist es hilfreich, die Sensoren mit Panzerband an Kiste und Kühlschrank zu fixieren. Ein Tier nach dem anderen Einwintern und den Kühlschrank zwischenzeitlich schließen. Darauf achten, dass die Box nicht die Rückwand des Kühlschranks berührt. Nach der Einwinterung den Kühlschrank einige Tage nicht öffnen. Drei bis vier Mal pro Woche den Kühlschrank kurz lüften, bei voller Belegung und großen Tieren im Kühlschrank auch häufiger. Lieber häufiger nur kurz lüften als selten und lang. Alle zehn Tage sollte man unter dem Laub fühlen: Fühlt sich die Erde sehr trocken an, kann man das Laub seitlich mit Wasser aus einer Blumensprühflasche besprühen, die auch im Kühlschrank aufbewahrt wird. Dabei nicht mittig auf das Laub sprühen und nur leicht befeuchten. Wird zu stark befeuchtet, kann es zu einem Temperatursturz im Kühlschrank kommen. Sollte das passieren, beim nächsten Befeuchten deutlich zurückhalten. Den Kühlschrank im Anschluss erst nach drei Tagen erneut lüften. Sollten die Temperaturen nach dem Befeuchten und längeren Öffnen sogar unter 4 Grad sinken, stellt man die Aus-Temperatur des UT300 dementsprechend höher. Nach einigen Tagen kann sie wieder auf den vorherigen Wert zurückgesetzt werden. 

Die Kontrolle

Bei der kontrollierten Kühlschrank-Überwinterung werden die Tiere einmal pro Monat gewogen und kurz gecheckt. Im letzten Monat der Überwinterung empfiehlt es sich, zweimal zu kontrollieren. Man kontrolliert an Werktagen, sodass im Notfall ein Reptilientierarzt verfügbar ist. Waage, Zettel und Stift bereitlegen und den Raum gut lüften. Zwei Behälter für Laub und Erde bereithalten. Den Blumen-Sprüher mit Wasser aus dem Kühlschrank nehmen. Einen Stuhl oder Tisch neben den Kühlschrank stellen, um höher im Kühlschrank befindliche Boxen darauf kontrollieren zu können, ohne die an der Box fixierten Sensorkabel entfernen zu müssen. Jede Box wird einzeln herausgenommen, dann wird der Kühlschrank direkt wieder geschlossen, damit die anderen Tiere auf Temperatur bleiben. Das Absetzen von Kot und Urat kann gelegentlich vorkommen und ist in der Regel kein Grund zur Beunruhigung. Die Schildkröte wiegen und das Gewicht mit Datum notieren. Dann wird das Tier rundum auf Rötungen gecheckt. Reagiert die Schildkröte auf Berührung wie in Zeitlupe? Sind Nase, Maul und Augen ohne Ausfluss? Falls einem etwas ungewöhnlich vorkommt, sollte man Fotos aufnehmen, um diese dem Reptilientierarzt zu schicken. Das Tier zunächst zurück in den Kühlschrank setzen und telefonisch besprechen, ob Handlungsbedarf besteht. Das Substrat zurück in die Überwinterungsbox tun. Falls sich das Substrat zu trocken anfühlt, leicht mit der Sprühflasche aus dem Kühlschrank befeuchten und auflockern. Danach die Schildkröte in der Richtung, wie man sie aufgefunden hat, in ihre Kuhle zurücksetzen, und wieder etwas Erde über Hinterbeine und Rücken häufen. Den Kopfbereich wiederum freilassen. Wenn die Blätter sehr trocken sind und rascheln, kann man sie im Wäschekorb leicht mit Wasser aus der Blumensprühflasche befeuchten. Das Wasser muss Kühlschranktemperatur haben, ansonsten können die Tiere erwachen. Danach die Blätter zurück aufs Tier geben und den Gitterdeckel wieder anbringen. Falls man mehrere Tiere überwintert, vor dem nächsten Tier die Hände waschen und Gerätschaften reinigen. Ist es seit der Einwinterung in den Kühlschrank zu einem Gewichtsverlust von über fünf Prozent gekommen, so sollte man sich mit dem Reptilientierarzt besprechen, ob das Tier weiterhin starren darf. Bei Rötungen und Flecken am Panzer das Tier in der Kühlschrankbox aus dem Kühlschrank nehmen, kühl stellen und direkt den Reptilientierarzt kontaktieren, es handelt sich hierbei um einen Notfall. Ebenso verfährt man mit Tieren, die trotz Starre-Temperaturen wach im Kühlschrank sitzen.

Die Auswinterung aus dem Kühlschrank

Wenn die Starre der Landschildkröten sich dem Ende nähert, kann man in Ruhe die Technik im Frühbeet kontrollieren. Heizung, Sonnenlampe und Steuerungstechnik werden in Betrieb genommen und überprüft. Bei dieser Gelegenheit kann man die Erde im Frühbeet auflockern, und falls nötig frische Versteckpflanzen einsetzen. Auch Futterpflanzen kann man bei der Gelegenheit direkt ins Frühbeet säen. Einige Tage vor der Auswinterung aus dem Kühlschrank empfiehlt es sich, das Frühbeet einen Tag lang bis auf 25 Grad durchzuheizen. Wenn die Technik einwandfrei funktioniert, stabilisiert man die Temperatur im Frühbeet mit der Heizung auf 8 Grad. Bewährt haben sich hierfür Gewächshaus-Heizlüfter, da diese den Erdboden besonders gleichmäßig erwärmen. Die Bodentemperatur im Frühbeet kann man gut mit einem Laser-Thermometer überprüfen. Die Auswinterung sollte man möglichst abends unter der Woche planen. Falls sich am Tag nach der Auswinterung ein gesundheitliches Problem zeigt, kann problemlos ein Reptilientierarzt aufgesucht werden. Man nimmt die Überwinterungs-Box heraus, und wiegt das Tier, wobei eine optische Überprüfung sinnvoll ist. Dann bringt man es in der Kühlschrankbox zum Frühbeet. Wenn man mehrere Tiere hat, so wintert man eins nach dem anderen aus.

Man formt in einer Ecke des Frühbeets eine leichte Kuhle in der Erde, abseits von Lampe und Heizung. Dann nimmt man das Tier mit etwas Erde aus der Box und setzt sie damit in die Kuhle. Die Schildkröte sollte in Richtung der Sonnen-Lampe ausgerichtet werden.

Außerdem kann man Erde aus der Box auf den Rückenpanzer geben, damit sich das Tier nur allmählich erwärmt. Den Kopfbereich dabei wieder freilassen. Danach bedeckt man die Schildkröte mit dem Laub aus der Box. Die Heizung im Frühbeet bleibt in der ersten Nacht bei 8 Grad und am nächsten Tag erhöhen wir die Umgebungs-Temperaturen auf 12 Grad. Dann steigert man die Grundtemperatur jeden Tag, bis tagsüber 20 Grad erreicht sind. Nachts werden die Temperaturen deutlich abgesenkt, aber nicht unter 12 Grad. Am ersten Tag im Frühbeet bietet man direkt 5 Stunden Sonnenplatz an, dann jeden Tag 1 Stunde länger, um letztendlich von Sonnenaufgang bis -untergang einen warmen Sonnenplatz anzubieten. Unter der Sonnenlampe sollten in der ersten Woche 35 Grad auf Panzerhöhe des größten Tieres erreicht werden. Ab der zweiten Woche dürfen die Temperaturen unter der Sonnenlampe 38 Grad erreichen. Sollte eine Schildkröte wider Erwarten inaktiv bleiben und sich nicht sonnen, wird die Grundtemperatur schneller erhöht, das gilt vor allem für die Nachttemperatur. Für die Überwachung der Grundtemperatur im Frühbeet eignen sich gut die von der Kühlschranküberwinterung vorhandenen Funkthermometer oder der WeatherHub. Die Sensoren kann man auf Schildkröten-Höhe im Frühbeet anbringen, zum Beispiel in einer Versteckpflanze. Innerhalb weniger Tage sollten mit den steigenden Umgebungstemperaturen alle Tiere Sonnen, Fressen und Baden. Falls das nicht der Fall sein sollte, wäre es gut, sich mit dem Reptilientierarzt zu besprechen. Es könnte sich um ein gesundheitliches Problem handeln, beispielsweise eine posthibernale Anorexie oder andere Stoffwechselprobleme. Ich wünsche allen Schildkröten eine gute und sichere kontrollierte Winterstarre! 

In der Starregruppe dreht sich alles rund um die sichere Starre in der gegen Fressfeinde und Frost gesicherten Grube unterm Frühbeet und die „Kontrollierte Kühlschranküberwinterung“

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